Tenor Daniel Behle
Tenor Daniel Behle
»Die Welt ist voller Pointen, wenn man genau hinschaut.«
Daniel Behle ist längst nicht mehr nur für seine strahlende Tenorstimme bekannt, sondern hat sich inzwischen auch als Komponist einen Namen gemacht. Seine Operette »Hopfen und Malz« wurde inzwischen an mehreren Opernhäusern aufgeführt, mit seinen CD-Einspielungen, auf denen selbst geschriebene Arrangements zu hören sind, hat der gebürtige Hamburger viele Preise gewonnen. In unserem Blog erzählt Daniel, wie er sich selbst als Musiker sieht und worauf er in seiner musikalischen Arbeit wert legt.
Lieber Daniel,
Du und ich haben vor allem zwei Dinge gemeinsam: die Gesangslehrerin und den Geburtsort. Zunächst zum Geburtsort: Gemeinsam mit dem Schnyder-Trio hast Du 2017 die CD »Mein Hamburg« herausgebracht – eine Liebeserklärung an Deine Heimat?
»Mein Hamburg« ist ein Album an dem ich etwas mehr als drei Jahre arrangiert und komponiert habe. Immer mit dem Gedanken, dass es eigentlich wahnsinnig schade ist, dass in Wien jeder Gullideckel vertont wurde und Hamburg für einen klassischen Sänger nichts bereithält. Das wollte ich ändern, vor allem, weil ich zwischen Wienerwalzer und gepflegter Seemannsmusik doch einige Gemeinsamkeiten sehe.
Bereits 2012 erschien die CD »Generation«, auf der Du gemeinsam mit Deiner Mutter Renate Behle Lieder von Brahms, Beethoven und anderen Komponisten interpretierst. Empfindest Du Deine Mutter als musikalische Mentorin in Deinem Leben?
Das ist sicherlich so. Immerhin habe ich bei ihr das technische Grundgerüst erlernt, welches mir jetzt ermöglicht so ziemlich ohne Absagen diesen anspruchsvollen Beruf auszuüben. Da ich mich aber musikalisch sehr breit interessiere, sind meine musikalischen Mentoren auch in anderen Genres zu finden. Im Grunde ist es der Weg zu erkennen, wer man selber ist. Dabei helfen mir meine regelmäßigen Aufnahmen sehr.
Du bist erst später zum Gesang gekommen und hast zunächst Schulmusik, Posaune und Komposition studiert. Inzwischen hast Du zahlreiche Werke selbst geschrieben, so auch Deine erste Operette »Hopfen und Malz«. Profitierst Du von Deiner vielseitigen Ausbildung, wenn Du an so einem Großprojekt arbeitest?
Sicherlich. Aber eine Oper zu schreiben ist nochmal ein anderes Kaliber. Der Aufwand ist enorm, vor allem wenn Du keine Lektoren und Ghostschreiber dazu holst. Aber den »Workflow« habe ich jetzt verstanden und die Neufassung von »Hopfen« bzw. »Der Schmetterling«, meine zweite Oper, gehen schon viel strukturierter von der Hand, als es bei »Hopfen« noch der Fall war. Ich habe durch die Aufführungen an drei verschiedenen Opernhäusern sehr viel gelernt, worauf es im Probenbetrieb ankommt, und diese Erfahrung steht in keinem Lehrbuch.
Was ist Dir beim Komponieren wichtig?
Da ich Musikant bin ärgert mich die Tendenz am Instrument vorbeizukomponieren. Musiker sollen Freude und Spaß beim Musizierenempfinden. Da ich in erster Linie auch Sänger bin und kein Komponist mit Profilneurose, kann ich schreiben, was ich hören möchte. Und das ist so eine freitonale Mischung aus Strauss, Offenbach, Léhar, Mahler, Schostakowitsch und früher Schönberg.
Und welchen Komponisten singst Du am liebsten?
Franz Schubert hat am besten für Stimme geschrieben.
Wo findest Du Inspiration für Deine verschiedenen Projekte?
Überall. Die Welt ist voller Pointen, wenn man genau hinschaut.
Wie sehen für Dich nicht kreative Phasen aus? Gibt es die überhaupt?
Mit der Familie sein und versuchen den Kopf nicht zu bewegen. Aber das ist schwierig.
Herzlichen Dank für das Gespräch!